Modellautos 1:18
Schon kurz nach den ersten Originalen tauchten auch die ersten Modellautos auf. In Deutschland produzierten etwa Märklin, Bing oder Carette bereits kurz nach 1900 aufwendige Nachbildungen von Automobilen aus Blech. ... WeiterlesenDiese Modellautos - als Spielzeug für die Söhne wohlhabender Eltern gedacht - waren in grösseren Maßstäben gehalten und verfügten über ein Federwerk oder gar einen Dampfmotor. Auch nach dem ersten Weltkrieg wurden in ganz Europa grosse Blechmodelle mit vielfältigen Funktionen hergestellt. Günstiger als die Blechautos waren Modellautos in kleineren Massstäben aus Bleiguss und später Zinkdruckguss (Diecast-Modelle). Eine der ersten Firmen, die dieses Material für Spielzeugautos benutzte, war ab 1911 der amerikanische Hersteller Tootsietoy. In den 30er-Jahren begann die Produktion von Diecast-Modellen, die zur Modelleisenbahn der Spurweite 0 (Massstab ca. 1:43) passten.
In den 50er-Jahren hatten Modellautos aus Blech noch immer eine starke Marktposition. Die wichtigsten Herstellerländer waren Deutschland (z. B. Gama, Schuco) und in immer stärkeren Ausmass Japan (z. B. Bandai). Durch die steigenden Kosten der Blechproduktion, die mit viel lohnintensiver Handarbeit verbunden war, gerieten jedoch immer mehr Produzenten von Blechautos ab 1960 in eine Krise. Hinzu kam, dass die Nachfrage nach Blechmodellen mit vielen Spielfunktionen sank, da mit Autorennbahnen, Plastikbausätzen und später funkferngesteuerten Autos neue Konkurrenz aufgetaucht war. Manche Blechproduzenten versuchten sich an Funktionsmodellen im neuen Werkstoff Plastik, andere begannen mit der Herstellung von Diecast-Modellen, und viele schlossen ihre Tore für immer.
In den 60er-Jahren beherrschten die Herausgeber von Diecast-Modellen im Maßstab 1:43 aus Grossbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland den Modellauto-Markt. Ihre Typen wurden immer detaillierter und originalgetreuer: Corgi stellte ab 1956 Nachbildungen mit Verglasung und Inneneinrichtung her (1961 beim Mercedes 220 Se Coupe), Solido führte die funktionstüchtige Federung (1957 beim Jaguar D-Type Coupe) und bewegliche Türen (erstmals beim Lancia Flaminia Coupé von 1961) ein und auch Tekno aus Dänemark und die italienischen Firmen Politoys, Mebetoys und Mercury präsentierten äusserst aufwändige Autos z.B. von Mercedes oder Ferrari. In den 70er-Jahren wurden die Modellautos im Maßstab 1:43 wieder einfacher: Typgerechte Felgen auf Gummireifen wurden durch einteilige, auf Schnelllaufachsen angebrachte Plastikräder ersetzt. Dies erhöhte den Spielwert und half Kosten sparen, zumal auch viele Diecast-Hersteller in der Rezession der 70er-Jahre in wirtschaftliche Probleme gerieten.
In den 70er-Jahren setzte aber auch - zuerst in Italien - ein Trend hin zu grösseren Diecastmodellen ein: Firmen wie Bburago, Polistil und Mebetoys präsentierten detailreiche und relativ preiswerte Modellautos im Maßstab 1:24 bzw. 1:25 und bald darauf auch im Maßstab 1:16 bzw. 1:18. Diese Autos hatten zwar ausser zu öffnenden Türen und Hauben kaum Spielfunktionen, erfüllten aber mit ihrer originalgetreuen Ausführung den anscheinend auch nach dem Ende des Blech-Zeitalters noch bestehenden Bedarf an hochwertigen Modellautos in grösseren Maßstäben. Für solche Nachbildungen interessierten sich auch immer mehr erwachsene Sammler.
In den 80er und vor allem den 90er-Jahren reagierte der Markt auf diese Entwicklung. Neue Direktversender und auf Modellautos spezialisierte Fachgeschäfte kamen den Bedürfnissen der erwachsenen Kundschaft entgegen, und immer mehr Hersteller boten Nachbildungen mit geringem Spielwert, aber hoher Detailtreue an, die nicht mehr für einen Einsatz in Kinderzimmer und Sandkasten, sondern als Schmuckstück fürs Wohnzimmer gedacht waren. Bereits in den 70er-Jahren hatten sich Hersteller von Kleinserienmodellen aus Resin und Weissmetall sowie einzelne industrielle Produzenten wie Rio und Brumm mit ihren Produkten vor allem an erwachsene Sammler gerichtet. Ab 1990 machten dann neue Anbieter wie Minichamps dieses Konzept mit immer besseren Fahrzeugen populär. Mit der besseren Detaillierung stiegen aber auch die Preise und zahlreiche Hersteller verlegten ihre Produktion aus Kostengründen in den Fernen Osten. Das Angebot an detaillierten Sammlermodellen wurde immer grösser, wobei heute weltweit die Modelle in den Massstäben 1:43 und 1:18 am weitesten verbreitet sind. Ausserdem erschienen neue Produzenten wie Spark und Neo, die an der Schnittstelle zwischen Gross- und Kleinserienproduktion angesiedelt sind. Sie stellen in China hoch detaillierte Modelle aus Resin in grosser Vielfalt her, die in ihrer Machart an europäische Kleinserienmodelle erinnern, aber wesentlich günstiger angeboten werden. Verschiedene traditionelle Kleinserienproduzenten haben als Folge dieser verschärften Konkurrenz bereits ihre Produktion eingestellt. Im Maßstab 1:18 sind hoch detaillierte Modelle in einem höheren Preissegment in den vergangenen Jahren wichtiger geworden, aber auch die Qualität der günstigen Modelle in diesem grossen Massstab hat sich markant verbessert.
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